Toleranz und Nachsicht
Der Islam lehrt seine Anhänger zwar, was wahr und was falsch ist – auch was Religion und Glaube abgeht –, aber er verbietet auch, dass jemand zum wahren Glauben gezwungen wird:
„Es gibt keinen Zwang im Glauben. (Der Weg der) Besonnenheit ist nunmehr klar unterschieden von (dem der) Verirrung. Wer also falsche Götter verleugnet, jedoch an Allah glaubt, der hält sich an der festesten Handhabe, bei der es kein Zerreißen gibt. Und Allah ist Allhörend und Allwissend.“ (2:256)
Des Weiteren sagt Gott: „Und sag: (Es ist) die Wahrheit von eurem Herrn. Wer nun will, der soll glauben, und wer will, der soll (die Wahrheit) verleugnen. Gewiss, Wir haben den Ungerechten* ein Feuer bereitet, dessen Zeltdecke sie umfangen hält. Und wenn sie um Hilfe rufen, wird ihnen mit Wasser wie geschmolzenem Erz geholfen, das die Gesichter versengt – ein schlimmes Getränk und ein böser Rastplatz!“ (18:29)
* Mit „den Ungerechten“ sind nicht nur diejenigen gemeint, die ungerecht gegenüber anderen Menschen sind – Das zwar auch, aber nicht nur! Das größte Unrecht begehen wir Menschen gegenüber Gott, indem wir die Wahrheit und seine Religion verleugnen, wo er ja derjenige ist, der uns erschaffen hat und uns versorgt.
Gleichzeitig ordnet der allmächtige Gott im Koran an, dass wir Muslime gütig und freundlich zu Nicht-Muslimen sein sollen (60:8).Ebenso wird uns Muslimen das beste Benehmen vom Propheten Muhammad auch gegenüber Nicht-Muslimen vorgelebt: Er stand auf, als ein jüdischer Beerdigungszug an ihm und seinen Gefährten vorbei ging, um ihm Respekt zu erweisen. Er schloss Bündnisse mit den jüdischen Stämmen in Medina und er hatte nie einen Nicht-Muslim aufgrund seines Glaubens beleidigt oder unterdrückt – nicht einmal die Götzendiener, die Steine anbeteten.
Besonders „die Leute der Schrift“, die Juden und Christen, hatten Jahrhunderte lang in den muslimischen Staaten einen besonderen Status gehabt. Dieser heißt auf Arabisch „Dhimmy“, was übersetzt sinngemäß „Schutzbefohlener“ bedeutet. Wenn einer der Leute der Schrift seine Steuern zahlte, war er ein Schutzbefohlener und hatte das Recht darauf, von den Muslimen in Ruhe gelassen und gegen Unrecht und auch gegen äußere Feinde (bspw. von Kriegen) beschützt zu werden.
Auch die Orientalisten sind sich darüber einig, dass trotz der militärischen Ausdehnung der muslimischen Großreiche es die Regel war, dass kein Nicht-Muslim dazu gezwungen wurde, den Islam anzunehmen. Vielmehr haben die Menschen aus anderen Beweggründen, aus ihrer eigenen freien Entscheidung heraus den Islam angenommen.
Ein weiteres Musterbeispiel für die Toleranz der Muslime gegenüber Andersgläubigen war die Rückeroberung Jerusalems durch Saladin im Jahre 1187. Saladin setzte nach der Kapitulation der christlichen Verteidiger Wachposten ein, die sicherstellten, dass der Zivilbevölkerung kein Schaden zugefügt wurde, dass keine Plünderungen und auch keine Vergewaltigungen stattfanden.
Dem entgegen hatten die Kreuzfahrer knapp ein Jahrhundert zuvor, als sie im Jahre 1099 Jerusalem eroberten, das genaue Gegenteil gemacht: Sie hatten ein Massaker unter der damals mehrheitlich muslimischen Bevölkerung Jerusalems angerichtet.