Islam-Wissenschaftt

Nach Wissen streben ist Teil des Glaubens

Schon von Beginn an, als unser geliebter Prophet die letzte Offenbarung von Allah, dem Herrn der Welten, für die gesamte Menschheit empfangen hat, spielte das Wissen erlangen und die Wissenschaften eine große Rolle im Islam. Allah fordert die Menschheit im Quran dazu auf, sich mit Seiner Schöpfung, der Himmel und der Erde auseinander zu setzen und sich über ihre Entstehung Gedanken zu machen. Er sagt, dass die Menschen sich mit der Welt und dem Universum beschäftigen sollen und danach streben sollen, Wissen darüber zu erlangen.

Dies hatte zur Folge, dass dort wo Muslime sich niederließen, ein förmlicher Wettlauf stattfand, was das Wissen erlangen und weitergeben anbelangte. So dass sie schon bald ein wahrer Vorreiter in den Bereichen der Astronomie, Medizin, Chemie, Architektur, Mathematik, Kunst und Technik waren. Diese Phase erreichte ihren Höhepunkt zwischen den Jahren 800 – 1300 nach Chr. Zeitrechnung. Als der Islam über große Teile Asiens, Nord-Afrika bis hin nach Europa sich verbreitet hatte. Überall wo die Muslime hinkamen strebten sie nach Wissen, nahmen das bereits vorhandene Wissen an und bauten mit ihren Erkenntnissen darauf auf und gaben dieses weiter. Sie sammelten Schriften und wissenschaftliche Werke von überall her, übersetzten diese ins arabische und duplizierten sie. Selbst längst vergessenes und verloren gegangenes Wissen, z.B. des römischen Reiches, der griechischen Antike und älterer Epochen, spürten sie auf und entdeckten sie neu. Dies hatte zur Folge, dass die Muslime bald einen wahren Wissensschatz in ihren Händen hielten, dessen Ausmaße niemals zuvor erreicht wurde. Überall in den islamisch – muslimischen Ländern entstanden Universitäten, sogenannte Madrasas, wo das gesammelte Wissen aufbewahrt und gelehrt wurde. Diese Universitäten zählen auch heute noch zu den ältesten Weltweit. Diese Madrasas wurden meist von wohlhabenden Familien oder Königshäusern erbaut und unterstützt. Jeder Schüler, der nach Wissen strebte, bekam dort eine kostenlose Unterkunft und Verpflegung zur Seite gestellt, so dass die Studierenden sich voll und ganz auf das Wissenserlangen konzentrieren konnten. Des Weiteren wurde dort, anders als an anderen Orten dieser Zeit, das Wissen und die Meinung vertreten, dass zwei Dinge nebeneinander existieren können und nicht im Widerspruch zueinanderstehen. Nämlich der Glaube an den einen und einzigen Gott, der alles erschuf und die Wissenschaft, so wie das Streben nach Fortschritt. Dies hatte zur Folge, dass jeder auf der Erde, der zu diesem Zeitpunkt nach Wissen strebte und die Wissenschaften studieren wollte, sich auf dem Weg in die islamisch – muslimischen Länder machte, um an solch einer Universität zu studieren. So dass diese schon bald gefüllt waren mit muslimischen, christlichen und jüdischen Schülern, die von überall herkamen und in positiver Konkurrenz untereinander wetteiferten. Zu dieser Zeit gab es überall rund ums Mittelmeer förmliche Wissenszentren, wie die Stadt Bagdad. Diese kristallisierte sich schon bald zu einem wahren Hotspot heraus, was das Wissen erlangen anging. Sie war zu diesem Zeitpunkt einer der größten Städte auf der Erde, wo man an Universitäten und Bibliotheken studieren und lernen konnte. Auch heute noch findet man in fast allen Bereichen der modernen Wissenschaft, bahnbrechende Entdeckungen und Erfindungen, die auf diese Zeit zurückzuführen sind.

1.1.1 Beispiele in der Mathematik

Der persische Mathematiker Muhammad Ibn Musa al-Chwarizmi kam als Erster auf die Idee, durch die Verwendung der indischen Zahlen das Dezimalsystem einzuführen. Weiterhin kann man den Begriff Algorithmus auf Ihn zurückführen, eine mathematische Methode, die heute vor allem in Computersystemen zur Anwendung kommt.

Der arabische Artikel „ Al“ steckt ebenso im Begriff Algebra, eine ebenfalls von ihm erfundene neue Rechenmethode, bei der erstmals mit unbekannten Größen gerechnet werden konnte. Auch hatten sich bereits zuvor viele Mathematiker an dem sogenannten Schachbrett – Problem die Zähne ausgebissen, bis es dem arabischen Universalgelehrten  Al-Biruni gelang, folgendes Problem rechnerisch zu lösen: „ Auf einem Schachbrett liegt auf dem ersten Feld ein Reiskorn, auf dem zweiten zwei Reiskörner, auf dem dritten vier Reiskörner, auf dem vierten acht Reiskörner usw. Wie viele Reiskörner liegen auf dem 64. Feld?“ Des weiteren wurde das europäische Zahlensystem aus dem arabischen entnommen und revolutionierte damit alles. Erstmals war es möglich, die Zahlen von 1 bis 9 nur mit einer einzigen Ziffer darzustellen, anstelle von einer ganzen Ziffernfolge. Ebenfalls stammen die Worte „Ziffer“ und „Tarif“ auch aus dem arabischen ab.

1.1.2 Beispiele in der Chemie

Die Chemie als eigenständiger Wissenschaftszweig entstand ursprünglich aus der Alchemie. Auch hier weist die Vorsilbe „ Al“ wieder auf den arabischen Ursprungs hin und das sie die ersten Vorreiter, in Sachen moderner Chemie waren. Die Alchemisten versuchten unter anderem Gold herzustellen und experimentierten dazu mit Eisen, Kupfer und Quecksilber. Sie erwarben sich auf diese Weise chemisches Wissen und erkannten schon sehr früh das Potential, der verschiedenen Stoffe und ihrer Eigenschaften. Ebenso ist die erste Form des Schießpulvers und weitere langanhaltende, brennbare Stoffe auf die arabischen Alchemisten zurück zuführen. Des weiteren stammen die Worte Alkohol, Alkali und Elixier aus dem arabischen.

1.1.3 Beispiele aus der Medizin

Jeder der im Mittelalter den Medicus erlernen wollte, musste nach Arabien ziehen und raus aus dem wissenschaftsfeindlichen, Europa. Eines der Zeugnisse dieser hohen kulturellen Blüte, sind zahlreiche medizinische Geräte, wie beispielsweise Operationsbesteck, das bis zum heutigen Tag seine damals entwickelte Form beibehalten hat. Medizinische Eingriffe und Operationen an den schwierigsten Stellen des menschlichen Körpers, gehörten bald zum alltäglichen Standard. Beispielsweise Operationen am Rücken, an den Organen oder im Kopfbereich.

Ein persischer Universalgelehrter namens Abu Bakr Mohammad Ibn Zakariya al-Razi, der Masern und Pocken erforschte, verwendete schon damals zur Heilung von Knochenbrüche Gipsverbände und seine medizinischen Schriften galten bis zum 17. Jahrhundert als Standardwerke rund ums Mittelmeer. Die muslimisch arabische Heilkunde und Medizin, gehörte zu diesem Zeitpunkt zu den fortschrittlichsten und vielversprechendsten weltweit. Brillen so wie Sehhilfen aus geschliffenen Glas, waren zu diesem Zeitpunkt auch schon in der muslimischen Welt weit verbreitet. Ebenso entdeckte ein arabischer Gelehrter namens Ibn an-Nafis den kleinen Blutkreislauf.

1.1.4 Beispiele in der Astronomie

Auch in der Astronomie waren die islamischen Wissenschaftler zu jener Zeit weltweit führend. Der Begriff „Zenit“ beispielsweise kommt aus dem arabischen und weist auf die Leistungen islamischer Astronomen hin. Muhammad Ibn Dschubair al-Battani überlieferte als erster Astronom überhaupt das ptolemäische Weltbild, bei dem die Erde im Zentrum des Weltalls steht. Viele Astronomen hatten vor ihm vergeblich versucht, den Wendepunkt der Sonne im Winter und Sommerhalbjahr zu bestimmen. Ihm gelang dies, ebenso wie die Berechnung der Tag und Nachtgleiche.

Der Physiker und Astronom Abu Ali al-Haitham beschrieb als erster die Grundlagen der Optik und erforschte die Planetenbewegungen, die bis Kepler gültig waren. Er erkannte die Bedeutung der Linsenkrümmung für das Sehen und beschrieb die Funktionsweise der „Camera Obscura“, ein Vorläufer der Heutigen Fotokamera. Ein weiterer wichtiger islamischer Astronom war Muhammad Taragay, der im 14. Jahrhundert in Samarkand ein Observatorium errichtete, um dort astronomische Berechnungen durchzuführen. Die in Europa erst um 1600 ebenso genau durchgeführt werden konnten. Desweiteren stammen die meisten astronomischen Werkzeuge zur Bestimmung und Vermessung der Erde aus dem arabischen Raum.

1.1.5 Beispiele im Bereich Technik

Der Erfinder und Mathematiker Muhammad Ibn Musa al-Chwarizmi entwickelte den ersten Prototyp des heutigen Zahlenschlosses. Diese Apparatur bestand aus vier Ziffernblätter und einer Verriegelung die man auf jeder beliebigen Kiste oder Truhe anbringen konnte. Stellte man die vier Ziffernblätter richtig ein, öffnete sich die Verriegelung und man konnte die Kiste öffnen.

Des weiteren entwickelten sie als einer der ersten Uhren und mechanischen Zeit-Messwerkzeuge. Für die Muslime war es schon immer sehr wichtig gewesen, die Tageszeiten zu bestimmen, weil sie anhand dieser, Ihre fünf täglichen Gebete verrichteten. Dies hatte zufolge, dass in allen Moscheen, Universitäten oder an öffentlichen Plätzen, Sonnenuhren aufgestellt wurden, an denen die Bewohner die genaue Tageszeit ablesen konnten. Sie bauten Sand und Wasseruhren mit denen man das verstreichen einer gewissen Zeit messen und festhalten konnte. Sie sorgten dafür das jeder Haushalt einen separaten Frischwasser-Zulauf und Abwasser-Ablauf bekam und entwickelten damit unser heutiges Kanalisationssystem neu. Überall in den islamisch-muslimischen Ländern standen öffentliche Badehäuser, der Bevölkerung zur freien Verfügung zu. Dort konnte man saunieren, relaxen oder bekam medizinische Anwendungen. Das bewässern ihrer Felder übernahmen Pumpen, die durch ein Wasserrad angetrieben und über Schnecken oder Spiralen das Wasser bis zu ihren Feldern transportierten. So wie weitere unzählige technische Erfindungen und Errungenschaften, die wir bis heute in unserem alltäglichen Leben verwenden und aus der modernen Welt nicht mehr wegzudenken sind.

1.1.6  Nach Wissen streben

In der islamischen Lehre wird der Muslim dazu gehalten, weltlichen Genuss in Maßen zu halten. Er soll sich begnügen mit dem was Ihm zugeteilt wurde und dankbar dafür sein. Wenn es jedoch um Wissen geht, so soll ein Muslim immer nach mehr streben. Im Quran Sure 20  Vers 114 fordert Allah seinen Propheten und zugleich allen Muslimen auf, ein besonders Bittgebet auszusprechen. „Und sag: Mein Herr, lasse mich an Wissen zunehmen.“

Im Islam haben die Wissenden eine besondere Stufe. keinesfalls werden die mit den Unwissenden auf gleicher Stufe gestellt. So spricht Allah im Quran “Sprich: „Sind die Wissenden den Unwissenden gleich?“ Nur die Menschen, welche “verstehen” denken nach und lassen sich ermahnen.” (39:9).

Der Prophet -Friede und Segen auf ihn- animierte die Gläubigen nach Wissen zu streben in dem er die Wissenden zum Nachfolgern des Propheten gestuft hat. So heißt es in einer authentischen Überlieferung,  dass er gesagt hat : „Wer einen Weg auf der Suche nach Wissen einschlägt, dem ebnet Allah einen Weg ins Paradies. Die Engel senken fürwahr ihre Flügel1 vor dem nach Wissen Suchenden, aus Wohlgefallen an dem, was er macht. Für den Wissenden bitten fürwahr alle um Vergebung, die in den Himmeln und auf der Erde sind, sogar die Fische im Wasser. Der Vorzug des Wissenden gegenüber dem Beter ist wie der Vorzug des Mondes gegenüber den übrigen Sternen. Die Wissenden sind die Erben der Propheten, und die Propheten haben weder Dināre noch Dirhams vererbt, sondern Wissen; wer es nimmt, hat einen reichlichen Anteil genommen.“ (Überliefert bei Abū Dāwūd und at-Tirmiḏī)

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