Fragen und Antworten
1. Islam
Was bedeutet eigentlich Islam?
Sprachlich bedeutet Islam „Unterwerfung“ oder „Hingabe“. Islamwissenschaftlich bezeichnet es [1.] die Religion aller Propheten, [2.] die religiöse Auffrischung durch die Offenbarung auf den Propheten Muhammad und [3.] die Aufteilung der fünf Säulen.
Ist der Islam eine Religion nur für die Araber?
Nein. Der Islam versteht sich nicht als eine Religion für die Araber, sondern vielmehr als ein Update von Gott, welches er für die gesamte Welt durch den Propheten Muhammad auf die Erde geschickt hat.
1.1.1 Das Glaubensbekenntnis
Was ist eine Shahada?
Die sogenannte „Shahada“ ist das Glaubensbekenntnis und der allerwichtigste Bestandteil des Islams. Sie beinhaltet den vollkommenen Monotheismus und lautet folgendermaßen:
„Ich bezeuge, dass es keinen anbetungswürdigen Gott gibt, außer Allah. Und ich bezeuge, dass Muhammad sein Diener und Gesandter ist.“
Wie wird man Muslim?
Wenn man die Absicht hat, Muslim zu werden und den Islam anzunehmen, muss man dieses Glaubensbekenntnis mit diesem Vorsatz und Überzeugung aussprechen. Eine Person, die dieses einfach so liest, wird dadurch nicht zum Muslim.
Wenn man seine Absicht gefasst hat, den Islam anzunehmen, und das Glaubensbekenntnis ausspricht, so ist man Muslim geworden. Es ist eine gute Tat, im Anschluss duschen zu gehen und seinen ganzen Körper zu waschen.
Warum denken Muslime, dass alle Menschen als Muslime geboren sind?
In einer Überlieferung sagte der Prophet Muhammad, dass alle als Muslime geboren sind, nur dass ihre Eltern sie zu Andersgläubigen erziehen. Diese Aussage ist darin begründet, dass jeder Mensch eine „natürliche Veranlagung“ hat. Wenn wir Menschen unabhängig von äußeren Einflüssen dieser natürlichen Veranlagung folgen würden, dann würden wir die Religion des Islams praktizieren, ohne dass wir es gelernt hätten.
Die natürliche Veranlagung äußert sich im Drang zum Guten und Nützlichen und dem Streben nach Gerechtigkeit und dem Beseitigen von Übel. Auch die Frage nach dem Sinn des Lebens, ob es ein Leben nach dem Tod gibt, ob es Gott gibt… All diese Fragen, die die Menschheit in jeder Bevölkerungsschicht beschäftigen, sind Äußerungen dieser natürlichen Veranlagung.
Die Muslime glauben daran, dass diese natürliche Veranlagung in einem Ereignis begründet ist, wo Gott alle Menschenseelen aus Adams Rücken herausgeholt hat und sie vor sich versammelte und von allen das Gelöbnis abgenommen hat, dass sie ihn anbeten und ihm dienen werden.
1.1.1.1 Der erste Teil
Was bedeutet der erste Teil?
Der erste Teil bezieht sich auf den Allmächtigen und lautet: „Ich bezeuge, dass es keinen anbetungswürdigen Gott gibt, außer Allah.“
Er beschreibt den absoluten Monotheismus, denn zuerst werden alle Götter negiert – mit nur einer Ausnahme: Gott, der auf Arabisch den Namen „Allah“ trägt. Wenn man nur sagen würde: „Ich bezeuge, dass Allah ein anbetungswürdiger Gott ist,“ so würde dieses die Existenz anderer falscher Götter nicht ausschließen.
Des Weiteren beinhaltet dieser Teil die Befolgung seiner Gebote, die Einhaltung seiner Verbote und die Dienerschaft einzig und allein ihm gegenüber. Gott ist der Größte und Einflussreichste im Leben desjenigen, der ihn bezeugt.Das bedeutet nicht, dass er nichts anderes in seinem Leben haben darf! Quasi jeder Muslim hat einen Ehepartner, Kinder, eine Arbeit und vieles mehr. Jedoch sind all diese Dinge an Gott geknüpft und Ihm untergeordnet.
Außerdem richtet der Muslim seine Gebete und seine gottesdienstlichen Handlungen an niemand anderen, als an Gott einzig und alleine. Gleichzeitig ist er auch in seiner Absicht, seinem Vorsatz, mit dem er eine gute Tat durchführt oder eine Sünde unterlässt, einzig Gott ergeben und verbindet keinen weiteren Gedanken damit: er macht nichts für das Wohlgefallen der Menschen, nichts, um Dank oder Lob zu ernten oder ähnliches.
1.1.1.2 Der zweite Teil
Was bedeutet der zweite Teil?
Der zweite Teil bezieht sich auf das Prophetentum des Propheten Muhammad und lautet: „Und ich bezeuge, dass Muhammad sein Diener und Gesandter ist.“
Dieses Zeugnis verdeutlicht die Befolgung des Propheten Muhammad und die Akzeptanz seines Vorbildes. Jede gottesdienstliche Handlung wird entsprechend seiner Art und Weise durchgeführt. Und jede Anbetung, die nicht seinem Vorbild entspringt, ist von demjenigen, der dieses Glaubensbekenntnis bezeugt, zurückzuweisen.
Was bedeutet Sunnah?
Sunnah bedeutet sprachlich „Art und Weise“. Wenn Muslime von „der Sunnah“ sprechen, meinen sie speziell die Art und Weise, wie sich der Prophet Muhammad verhalten hat. Der Begriff „Sunnah“ bezeichnet dem folgend auch die Sammlungen der Überlieferungen, die über Generationen hinweg auswendiggelernt, weitergegeben und letztlich auch aufgeschrieben wurden.
Was ist ein Hadith?
So eine Überlieferung heißt auf Arabisch „Hadith“ und umfasst die berichteten Aussagen, Taten, äußerlichen Merkmale und die Ereignisse, zu denen der Prophet Muhammad nichts gesagt hat – sie also tolerierte.
Warum behaupten Muslime, diese wäre authentisch?
Im Zuge des Auswendiglernens dieser Überlieferungen der ersten Genrationen, wurde nicht nur die Aussage oder Tat des Propheten Muhammad auswendig gelernt, sondern auch die Kette der Überlieferer, über die der jeweilige Hadith weitergetragen wurde.
Als die Hadithe dann von islamischen Gelehrten gesammelt wurden, wurden diese Überlieferungsketten überprüft. Jedes einzelne Glied in dieser Kette wurde unter die Lupe genommen, ob der jeweilige Überlieferer eine gottesfürchtige Person war und ob sie einen starken Verstand hatte und gut lernen konnte. Des Weiteren wurde anhand der Biografien untersucht, ob die Überlieferer ihre Lehrer, von denen sie angeben die Überlieferung beigebracht bekommen zu haben, auch tatsächlich getroffen haben und noch einiges mehr.
Auf diese Weise wurden die Überlieferungen grob gesagt in drei Kategorien unterteilt: [1.] authentisch, [2.] gut und [3.] schwach.
Alle Überlieferungen wurden entsprechend dieser Kategorisierungen aufgeschrieben und verzeichnet. Als Basis für religiöse Handlungsweisen und Gottesdienste werden aber selbstverständlich nur die authentischen und guten Überlieferungen verwendet, während schwache und erfundene Überlieferungen verworfen werden.
Warum halten die Muslimen alle Handlungen des Propheten in Büchern fest?
Aufgrund des zweiten Teils des Glaubensbekenntnisses und der enormen Liebe der Muslime gegenüber dem Propheten Muhammad ist er das Vorbild der Muslime in jeder Lebenslage und in jedem Lebensbereich.Sie sind davon überzeugt, dass das, was der Prophet Muhammad ihnen vorgelebt hat, die beste Art undWeise ist, wie das Leben geführt und eine Gemeinschaft aufgebaut sein kann.
Dieses gilt sogar für jede noch so simple Situation: Das Verhalten während des Essens, beim Trinken, im zwischenmenschlichen Umgang miteinander und ja sogar auf dem Abort.
Aus diesem Grund ist es für die gesamte muslimische Gemeinschaft wichtig, dass nicht nur die Art und Weise, wie die gottesdienstlichen Handlungen durchgeführt werden, authentisch festgehalten wird, sondern genauso auch jegliches Verhalten und jede Ermahnung darüber hinaus, die authentisch auf ihn zurückzuführen sind.
1.1.2 Das Gebet
Warum beten Muslime?
Grundsätzlich ist nach islamischer Lehre die Dienerschaft der Menschen gegenüber Gott der Sinn des Lebens (51:56) schlecht hin. Das Gebet ist die zweite Säule des Islams und eine Verpflichtung für jeden Muslim.
Jedoch ist dieses keine Last, sondern eine Gnade! Denn selbst in der heutigen Zeit ist das Gebet ein sehr schöner Ausgleich, um dem alltäglichen Stress zu entfliehen und zu bestimmten Zeiten am Tag Ruhe zu finden und mit Gott zu reden.
Wie beten sie?
Die Muslime haben ein festes Ritual, wo sie im Stehen aus dem Koran rezitieren, sich vor Gott verbeugen, wieder stehen und sich zweimal vor ihm niederwerfen. Je nach Gebet wird diese Prozedur zwei, drei oder viermal hintereinander wiederholt.
Wie oft?
Die Muslime beten täglich – ohne Urlaub – 5mal am Tag. Dieses kontinuierliche Verrichten des Gebets verstärkt die Verbindung zwischen den Muslimen und Gott und ermöglicht es ausnahmslos, jeden Tag zur Ruhe zur kommen. Besonders an stressigen Tagen, wo man aufgrund von enormen Arbeits- oder Familienaufkommen am liebsten einfach weitermachen möchte, ist das Gebet umso willkommener.
Betet man Gott direkt an?
Ja. Entsprechend des ersten Teiles des Glaubensbekenntnisses ist es grundsätzlich jedem Muslim verboten jemanden oder etwas anderes anzubeten als Gott einzig und allein. Wenn man etwas anderes anbetet, als Gott, stellt das einen Bruch dieses Glaubensbekenntnisses dar. Es gibt auch keine „Heiligen“, über die man seine Gebete an Gott richtet, sondern steht in direktem Kontakt zu ihm.
Warum eine Gebetsrichtung?
Die Gebetsrichtung vereint die Muslime in ihren Gebeten. Sie stehen nebeneinander in einer geraden Reihe und bewegen sich wie ein Körper. Um sich dieses besser zu veranschaulichen, ist es sehr interessant sich eine Aufnahme eines Gebets in der sogenannten „Verbotenen Moschee“ in Mekka anzusehen.
1.1.3 Die Pflichtabgabe
Was sind Almosen?
Die Almosensteuer, auf Arabisch „Zakah“, bedeutet sprachlich „Reinigung“. Almosen allgemein teilen sich in zwei Kategorien auf: Erstens gibt es die Spenden, die als dritte Säule des Islams verpflichtend für jeden Muslim ist. Zweitens gibt es freiwillige Spenden, die anders zu betrachten sind, als die dritte Säule.
Die dritte Säule des Islams ist verpflichtend für jeden Muslim, der die Pubertät erreicht hat und einen bestimmten Grenzwert an Vermögen besitzt, und muss einmal im Jahr bezahlt werden. Sie darf nur bestimmten bedürftigen Personen ausgezahlt werden. Hingegen kann die freiwillige Spende zu jeder Zeit, in jeder beliebigen Höhe zu allem gespendet werden, was gut ist und als Spendenziel in Frage kommt.
Wer muss das entrichten?
Jeder Muslim, der die Pubertät erreicht hat und – in heutige Verhältnisse umgerechnet – mindestens 3.000,- € besitzt, muss die Almosen im Sinne der dritten Säule entrichten.
Wer darf sie entgegennehmen?
Entgegennehmen dürfen sie nur Arme, die am Existenzminimum leben, oder Reisende, die den Erschwernissen der Reise ausgesetzt sind.
Wie hoch ist sie?
Sie beträgt gerade mal 2,5 % des Geldvermögens. Auf bestimmte Arten von Nutzvieh wird sie ab einer bestimmten Herdengröße ebenfalls erhoben. Dieses Nutzvieh muss dann den Empfängern zur Verfügung gestellt werden.
1.1.4 Das Fasten im Monat Ramadan
Was ist Ramadan?
Ramadan ist der neunte Monat des Islamischen Mondkalenders und kommt sprachlich von einem Wort, welches „verbrennen“ oder „schmelzen“ bedeutet. In ihm fasten die Muslime, was die vierte Säule des Islams darstellt.
Die muslimischen Gelehrten erklären, dass die sprachliche Herkunft darauf zurückzuführen ist, dass das Fasten in diesem Monat die Sünden verbrennt und die schlechten Charaktereigenschaften schmelzen lässt und den Menschen reinigt, genauso wie das reine Eisen in einem Hochofen durch Schmelzen aus Eisenerz gewonnen wird.
Warum soll man fasten?
Der einzige Grund, der hinter dem Fasten liegt, ist, dass die Fastenden gottesfürchtig werden sollen (2:183). Das Fasten ist wie ein Training zu verstehen: Im Ramadan verzichtet der Fastende auf Dinge, die ihm eigentlich erlaubt sind und notwendig für das Überleben sind (Essen, Trinken und [eheliche] Intimität). Wie ist es dann erst nach Ramadan mit Dingen, die dem Fastenden grundsätzlich verboten sind und keine Notwendigkeit darstellen? Der Fastende ist trainiert und somit stärker, um seinen Gelüsten zu widerstehen und Sünden zu unterlassen.
Disziplin oder Körperqual?
Der Islam verpflichtet keinen Muslim zu etwas unmenschlichem. Wenn man ohnmächtig wird, ist es verpflichtend, sein Fasten zu brechen und etwas zu essen und zu trinken, selbst wenn es helligster Tag ist.
Jeder Muslim wird bestätigen, dass nach den ersten paar disziplinierten Tagen das Fasten leicht fällt und man sich sogar daran gewöhnt, tagsüber nichts zu essen. Nach Ramadan ist es meistens sogar komisch, wenn man tagsüber dann auf einmal wieder isst.
Muss jeder fasten?
Nein, nicht jeder Muslim muss fasten. Grundsätzlich ist es eine religiöse Pflicht für jeden Muslim, der die Pubertät erreicht hat und sowohl geistig als auch körperlich dazu im Stande ist. Wenn eine alte Person beispielsweise aufgrund ihres Alters oder ihrer Medikamenteneinnahme nicht fasten kann, so gibt es Ersatzleistungen, wie das Speisen von Armen, die das Fasten ersetzen.
Reisende müssen auch nicht fasten, jedoch ist es ihre Pflicht, es zu einem Zeitpunkt ihrer Wahl innerhalb des kommenden Jahres bis zum nächsten Ramadan nachzuholen. Dieses müssen sie nicht an einem Stück machen, sondern können sich das Fasten mit Pausen so verteilen, wie sie möchten.
1.1.5 Die Pilgerfahrt nach Mekka
Was ist die Hadsch?
Die Hadsch ist die Pilgerfahrt, zu der jeder Muslim, der sowohl gesundheitlich als auch finanziell dazu in der Lage ist, verpflichtet ist, diese einmal in seinem Leben durchführen und bildet die fünfte Säule des Islams. Dabei kann man sie nur zu bestimmten Tagen einmal im Jahr durchführen.
Warum soll man nach Mekka?
In Mekka hat der Prophet Abraham zusammen mit seinem Sohn Ismael die Kaaba gebaut. Die Kaaba wird im übertragenen Sinne als Haus Gottes bezeichnet, aber natürlich wohnt Gott da nicht drin. „Haus Gottes“ ist genauso eine Bezeichnung, wie man auch hier in Deutschland eine Kirche oder eine Moschee als Gotteshaus bezeichnen würde.
Was muss man da machen?
Dort durchlaufen die muslimischen Pilger mehrere gottesdienstliche Rituale. Dazu gehört, dass man sich an einem bestimmten Tag, dem sogenannten Tag von Arafah, am gleichnamigen Ort befindet und seinen Tag mit Bittgebeten füllt. Die darauf folgende Nacht übernachten die Pilger an einem Ort in der Wüste, der den Namen Muzdalifah trägt, unter freiem Himmel. Am darauf folgenden Tag gehen die Pilger zu einer von drei Steinsäulen, den sogenannten Dschamarat, wo sie sieben kleine Steinchen gegen die Säule werfen, um den Satan symbolisch zu steinigen. Daraufhin ziehen sie in die Stadt Mekka, wo sie die Kaaba siebenmal umrunden und siebenmal zwischen den beiden Hügeln Safa und Marwa hinundher laufen. Im Anschluss lassen sie sich die Haare schneiden und fahren in eine Zeltstadt namens Mina, von wo aus sie sich zu den drei großen Steinsäulen aufmachen, um diese mit jeweils sieben kleinen Steinchen zu bewerfen.
Wer muss das nicht machen?
Ausgenommen von der religiösen Pflicht der fünften Säule sind diejenige, die die Pilgerfahrt entweder aus gesundheitlichen Gründen nicht beschreiten oder schlicht weg einfach nicht finanzieren können.
Wie oft muss man das machen?
Jeder Muslim, der sowohl gesundheitlich als auch finanziell dazu in der Lage ist, muss die Pilgerfahrt einmal in seinem gesamten durchführen. Natürlich darf er das auch öfter, aber einmal ist für die Erfüllung der fünften Säule des Islams notwendig.