Phobie
Der Begriff Phobie bezeichnet die Angst in ihrer höchsten Form. Wer dieses Niveau an Angst erreicht hat, versucht die Angstursache gar nicht mehr zu analysieren. In manchen Fällen ist diese Angst bereits ein Teil der eigenen Identität geworden. Es besteht keine Interesse mehr, nach einer Lösung zu suchen, weil die Phobie an sich nicht als das Problem gesehen wird.
Die Islamophobie in ihrer geringsten Form führt zu einer Pauschalisierung oder – juristisch ausgedrückt – zu einer falschen Verdächtigung oder Generalverdacht. In ihrer extremen Form führt sie jedoch zu einem tiefgründigen Hass.
Wer beispielsweise eine klaustrophobe Person fragt, warum sie vor geschlossenem Raum Angst habe, stellt fest, dass ihre Auffassung vollkommen anders ist als die einer sich im gleichen Raum befindlichen Person. Es ist also die bewusste oder unbewusste Wahrnehmung der Umgebung, die für Ängste sorgt.
Die Islamophobie, oder die Angst vor dem Islam an sich, ist nicht unbegründet und fällt nicht aus heiterem Himmel. Keiner wacht morgens auf und sagt: „Heute möchte ich Angst vor dem Islam haben“ oder „Heute werde ich mal Muslime hassen“. Nein. Islamophobie ist ein schleichender Prozess, welcher durch direkten oder indirekten Konsum bestimmter Informationen verursacht wird.
Das Gefährliche an dem Ganzen ist, dass die Angst eine Barriere gegen jegliche Art rationalen Denkens aufbaut. Hier wird von einem Lawineneffekt gesprochen, bei dem die Angst für mehr Angst sorgt oder die Vorurteile zu mehr Vorurteilen führen. Die Informationen werden selektiert: Was gegen die bereits aufgebauten Vorurteile spricht, wird als Lüge abgestempelt und abgelehnt. Was für mehr Vorurteile spricht und die bereits aufgebaute Angst bedient, ist willkommen und wird aufgenommen. Die Bruch mit der Gesellschaft vergrößert sich. Aufklärende Diskussionen können unter diesen Umständen zu keinem Erfolg führen.