Islam-Kunst

Architektur

Spektakuläre Paläste mit atemberaubenden Gartenanlagen, riesige Säulenhallen, mit Kalligraphie verzierte Moscheen …

Die heutige islamische Architektur wurde hauptsächlich durch römischen, byzantinischen, persischen, mesopotamischen, weiter östlich auch von chinesischen und mongolischen Bauformen stilprägend beeinflusst. Sie bewahrte grundlegende architektonische Traditionen der antiken Baukunst. Weitere charakteristische Merkmale, wie zylindrische Minarette, Arabesken, die Dekoration von Oberflächen mit islamischer Kalligraphie und geometrischen Ornamenten wurden später erfunden.

Es wird zwischen sakralen (heiliger) und weltlicher islamischer Architektur unterschieden. Die islamischen Sakralbauten, wie Moscheen, Koranschulen, Minarette wurden zum Zweck entwickelt islamische, religiöse Ideale zu erfüllen. Zu den weltlichen islamischen Bauformen gehören Paläste, Bäder, Schlösser und Befestigungsanlagen.

Auch in der islamischen Welt sind große Künstler und Kunstwerke hervorgekommen. Man muss nur an die Alhambra in Spanien oder den Felsendom in Jerusalem denken. Dann wird sehr schnell ersichtlich, wie eindrucksvoll die Architektur in der Islamischen Welt ist.

2.2.1  Hauptstilmerkmale islamischer Baukunst:

Paradiesgarten

Die harmonisch gestalteten Gärten spielen eine wesentliche Rolle in der islamischer Bauart. Sie werden oft mit dem Paradiesgarten verglichen.

Säulenhalle (Hypostil)

Hypostil bedeutet eine offene Halle, die von Säulen getragen wird. Diese Bauform wurde aus der Bautradition der persischen Versammlungshallen der Archämenidenzeit  übernommen.

Gewölbe

Das Gewölbe in islamischen Bauten wurde während der Umayyaden Zeit durch syrische Traditionen des 6. und 7. Jahrhunderts geprägt. In der östlich islamischen Architektur  war der Einfluss der sassanidischen Stile und Formen bedeutend.

Hof

Der formale Innenhof gehört zu den charakteristischen Eigenschaften islamischer Architektur. Die meisten Moscheen verfügen über zum Himmel hin offene aber seitlich durch Hallen und Arkaden umgebene Innenhöfe. Diese Bauart bildet den Grundriss vom Propheten Haus nach. Da die islamische Religion eine Gebetswaschung vorschreibt, verfügen die meisten Innenhöfe über einen Reinigungsort oder Brunnen.

Innenhöfe kommen nicht nur in der sakralen Architektur vor, die Tradition von sogenannten Hofhäusern war bereits in der antiken Mittelmeerwelt und im Nahen Osten weit verbreitet.

Kuppeln

Sie stellen einen wesentlichen Bestandteil islamischer Architektur dar und entwickelten sich aus der frühchristlich-byzantinischen Bautradition (Kuppelbauten). Der Felsendom in Jerusalem ist die älteste erhaltene Moschee mit Kuppel.

Ornamente

Zur Dekoration des Gebäudes werden hauptsächlich geometrische Ornamente, Blumenmotive wie die Arabeske und kalligraphische Inschriften verwendet.

Die geometrische und- oder floralen Elemente erzeugen zusammen ein sich unendlich wiederholendes Muster, das sich über die sichtbare materielle Welt hinaus erstreckt.

Funktionale Architektur :

Neben der Ästhetik spielten auch praktische Erwägungen eine Rolle. So wurden zB. Minarette gebaut um den Gebetsrufer eine weitere Reichweite zu verschaffen. Die innere Geometrie basierte auf komplexen Wandkrümmungen (Mihrab)  und Hohlräumen (Kuppeln), damit die Stimme des Vorbetenden gleichmäßig im Raum verteilt wird. Komplexe Wasserzuleitungen und Abwassersysteme wurden angeschafft, um die Gebetswaschung zu erleichtern. Moscheen dienen  neben dem Beten seit jeher auch dem Lernen und der sozialen Interaktion, weswegen auch die Beleuchtung diesen Zwecken angepasst wurden.

2.2.2 Stilprägende Bauten

Der Felsendom in Jerusalem, zwischen 687 und 691 errichtet, ist die älteste Sakralbau des Islams. Von hier aus betätigte der Prophet Mohammed (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) auf seinem Pferd seine Himmelreise.

Die Bau der Moschee in Cordoba wurde im Jahr 781 begonnen, sie erstreckt sich über eine Grundfläche von mehr als 23.000 m² und gehört zu den größten Moscheebauten weltweit.

Die Große Moschee von Samarra im Irak wurde zwischen 848 und 851 vom abbasidischen Kalifen Al-Mutawakkil fertiggestellt. Das spiralförmige 52 m Höhe und 36 m Breite Minarett macht die Moschee zu einer Besonderheit.

Die Ibn-Tulun-Moschee ist die flächengrößte Moschee in Kairo (876-879) und lehnt in ihrem Baustil an die Große Moschee von Samarra an. Sie bildete den Mittelpunkt der Hauptstadt der Tulun-Dynastie.

Die Alhambra in Granada (Spanien) (13.-15.Jahrhundert) die, im maurischen Stil errichtete Königspalast zählt zu den Meisterwerken islamischer Architektur. Innerhalb der Burganlage befindet sich der Nasridenpalast, eine Zitadelle, der Palast Karls V, sowie eine sehr schöne Gartenanlage.

Die Sultan-Ahmed-Moschee (1609-1616) ist ein Hauptwerk osmanischer Baukunst. In Europa ist sie als Blaue Moschee bekannt, sie erhielt ihren Namen von den weiß- blauen Fliesen, die den Außenbau zieren. Sie verfügt über sechs Minarette, über 260 Fenster, sowie über eine 43 m hohe Kuppel.

Der älteste Teil der  Freitagsmoschee von Isfahan in Persien, wurde im Jahr 722 gebaut. Sie ist das älteste Beispiel für eine Moschee mit Iwanen (eine hohe, einseitig offene Halle) an jeder Seite des Hofes. Eine weitere Besonderheit dieser Moschee bilden die mit weiß-blauen Fliesen bedeckten Fassaden.

2.2.3 Verschwendung im Namen des Islams

Tausende von Touristen fühlen sich von den zahlreichen architektonischen Meisterleistungen in der islamischen Welt angezogen. Man darf sich jedoch dabei nicht zu dem Trugschluss verleiten lassen, dass der Islam diese prunkvollen Bauwerke legitimiere. Prunk und Verzierung ohne Nutzen gelten im Islam als Verschwendung und sind somit verboten. Deswegen kann man zurecht sagen, dass die Art und Weise, wie viele Moscheen damals gebaut wurden und noch heute gebaut werden, äußerst unislamisch ist. Schließlich hätte man jeden Dinar und Dirham (geläufige Währung im Orient), welchen man für ein dekoratives Design einer Moschee ausgab, auch spenden können. Dies wäre besser und angebrachter, da im Islam Schlichtheit und Einfachheit sowie Genügsamkeit wichtige Tugenden sind.

Es ist zu erwähnen, dass die Moscheen zu Lebzeiten des Propheten (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) weder Minarette noch Kuppeln hatten und auch nicht dekoriert waren. Im Laufe der Jahrhunderte wurden je nach Ort eigene kulturell beeinflusste Architekturformen beim Bau von Moscheen angewandt. So erkennt man etwa in den asiatischen Moscheen eine Ähnlichkeit mit buddhistischen Tempeln und in den kaukasischen Moscheen den russischen Kremlstil. In den nordafrikanischen Moscheen spiegelt sich der römische Festungsstil. In den Golfstaaten sehen wir beduinisch anmutende Moscheen, während in Indien mehr auf Farben und perfekte Symmetrie geachtet wird.

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